Neue AKWs? Warum Bürgerliche so daran festhalten – und worum’s eigentlich geht

Atomkraft? Wieder im Trend – zumindest bei manchen Politikern. Besonders aus bürgerlichen Reihen kommt der Ruf nach neuen AKWs in der Schweiz. Angeblich, um die Stromversorgung zu sichern. Aber was steckt wirklich dahinter? Spoiler: Es geht weniger um Energie – und mehr um Einfluss, alte Strukturen und das gute Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.
Die Diskussion läuft ja wieder heiss: Stromversorgung, Winterlücke, Versorgungssicherheit. Und plötzlich ist sie wieder da – die alte Leier von den neuen Atomkraftwerken. Besonders aus bürgerlichen Kreisen hört man jetzt: „Wir brauchen neue AKWs!“ Klingt auf den ersten Blick vernünftig. Ist es aber nicht – zumindest nicht, wenn man sich mal genauer anschaut, worum’s da wirklich geht.
Hier fünf Gründe, warum der Ruf nach neuen Reaktoren oft weniger mit Strom und mehr mit Macht zu tun hat:
1. Grosse Kraftwerke – grosse Kontrolle
Ein AKW ist ein Monsterprojekt. Jahrzehntelange Laufzeit, zentrale Steuerung, Milliarden an Investitionen. Genau das ist der Punkt: Wer so ein Kraftwerk baut, sitzt am längeren Hebel. Dezentraler Solarstrom, bei dem jeder Haushalt mitmischen kann? Nicht ganz so attraktiv für die, die bisher den Markt beherrscht haben. Neue AKWs sichern Macht – nicht Strom.
2. Technikglaube aus dem letzten Jahrhundert
Für manche ist ein Atomkraftwerk einfach der Inbegriff von „stabile Energieversorgung“. Riesig, schwer, scheinbar zuverlässig. Solar, Wind und Speicher wirken dagegen kleinteilig und irgendwie unsexy. Dabei ist genau das ihre Stärke: flexibel, skalierbar, nah an den Menschen. Aber das alte Bild vom AKW als technischem Fortschritt hält sich hartnäckig – auch wenn’s längst überholt ist.
3. Unabhängigkeit? Schön wär’s.
Ein beliebtes Argument: „Mit AKWs machen wir uns unabhängig vom Ausland.“ Klingt gut, ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn auch Uran wächst nicht in den Alpen – das wird importiert, oft aus Staaten, die alles andere als politisch stabil sind. Echte Unabhängigkeit sieht anders aus – zum Beispiel mit Sonnenstrom vom eigenen Dach.
4. Schön bequem: Probleme auf später verschieben
Ein neues AKW steht nicht einfach so in fünf Jahren da. Realistisch reden wir von 2040 oder später. Bis dahin? Haben wir längst ein anderes Problem. Denn die Stromlücke, vor allem im Winter, kommt jetzt. Wer heute AKWs fordert, verdrängt, dass wir jetzt Lösungen brauchen – nicht erst in 20 Jahren.
5. Dezentralisierung macht nervös
Die Energiewende gibt vielen Menschen Mitsprache. Gemeinden, Genossenschaften, Privathaushalte – plötzlich sind nicht mehr nur die Grossen im Spiel. Genau das sorgt für Nervosität bei denen, die jahrzehntelang das Sagen hatten. AKWs bedeuten: alles wie früher. Erneuerbare bedeuten: ein neues Spiel, mit neuen Regeln. Und das passt nicht jedem.
Fazit
Neue AKWs sind nicht die Antwort – sie sind der Versuch, die Vergangenheit künstlich am Leben zu halten. Die Zukunft ist dezentral, erneuerbar, flexibel. Und sie ist machbar. Aber eben nur, wenn wir uns trauen, alte Denkweisen hinter uns zu lassen. Wer heute noch auf Atomkraft setzt, stellt die Weichen in die falsche Richtung – und riskiert, dass wir am Ziel vorbeifahren.