Trumps Kohlekraft-Märchen und die Realität der deutschen Stromproduktion

Trumps Kohlekraft-Märchen und die Realität der deutschen Stromproduktion

Kürzlich behauptete Donald Trump öffentlich, in Deutschland werde „jede Woche ein neues Donald Trump hat kürzlich in einem Interview behauptet, Deutschland würde „jede Woche ein neues Kohlekraftwerk ans Netz bringen“, weil es mit erneuerbaren Energien nicht geklappt habe. Diese Aussage ist nicht einfach nur falsch – sie ist eine bewusste und plumpe Lüge.

Trump verdreht absichtlich die Tatsachen, um seine rückwärtsgewandte Agenda zu stützen. Es gibt keine einzige seriöse Quelle, die seine Behauptung belegt. Deutschland verfolgt seit Jahren einen gesetzlich geregelten Kohleausstieg. Neue Kohlekraftwerke? Fehlanzeige. Was Trump hier verbreitet, ist nichts anderes als gezielte Desinformation – schlicht und einfach gelogen.

Was wirklich geschieht: Kein Neubau von Kohlekraftwerken

Deutschland verfolgt seit Jahren eine klare Ausstiegsstrategie aus der Kohleverstromung. Das entsprechende Gesetz sieht vor, spätestens bis 2038 den vollständigen Kohleausstieg zu vollziehen. Neue Kohlekraftwerke werden nicht gebaut – im Gegenteil: Zahlreiche Anlagen wurden bereits stillgelegt.

Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine kam es kurzfristig zu einer befristeten Wiedereinspeisung einzelner Reservekraftwerke, um Gas zu sparen. Diese Massnahme war jedoch klar zeitlich begrenzt, und viele der betroffenen Anlagen wurden bis spätestens März 2024 wieder vom Netz genommen.

Die Aussage Trumps ist also nachweislich unwahr – ein klassisches Beispiel politisch motivierter Desinformation.

Aktueller Strommix in Deutschland (Stand 2024)

Trotz zeitweiser Rückschläge bei Wind und Sonne (z. B. wetterbedingte Flauten) ist der Umbau des Stromsystems in vollem Gange. Deutschland deckte im Jahr 2024 bereits rund 59,4 % seines Strombedarfs mit erneuerbaren Energien:

  • Erneuerbare Energien: ca. 59,4 %
  • Fossile Energien (Kohle & Gas): ca. 37,4 %
  • Kernenergie (im Inland): 0 %

Und was ist mit Atomstrom?

Seit April 2023 produziert Deutschland keinen eigenen Atomstrom mehr. Stromimporte – vor allem aus Frankreich – enthalten zwar noch Kernenergie, aber deren Anteil am gesamten deutschen Stromverbrauch liegt nur bei etwa 1–2 %.

Fazit

Deutschland baut keine neuen Kohlekraftwerke – auch wenn das in populistischen Erzählungen behauptet wird. Der Kohleausstieg ist gesetzlich geregelt und in vollem Gange. Der Anteil erneuerbarer Energien ist mittlerweile dominant – trotz gelegentlicher Schwankungen im Einspeiseverhalten. Wer heute behauptet, die Energiewende sei gescheitert, ignoriert nicht nur die Fakten, sondern auch den klaren politischen und gesellschaftlichen Willen zur klimafreundlichen Transformation.

AKW-Befürworter sind die wahren Technologieverweigerer

AKW-Befürworter sind die wahren Technologieverweigerer

Immer wieder hört man von Befürwortern der Atomkraft, man solle „die Scheuklappen vor neuer Technologie ablegen“. Gemeint ist damit der Ruf nach einem Comeback der Atomkraft in der Schweiz. Doch wer genauer hinschaut, merkt schnell: Die vermeintliche Zukunftstechnologie ist ein Relikt der Vergangenheit.

Atomkraft steht für ein zentralisiertes, schwerfälliges System mit hohen Kosten und gravierenden Risiken – ökologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Die wirklichen technologischen Innovationen finden heute woanders statt: beim Ausbau erneuerbarer Energien, bei Speicherlösungen und bei der Entwicklung intelligenter Stromnetze.

Bandstrom ist ein Denkfehler aus dem letzten Jahrhundert

Ein beliebtes Argument der AKW-Lobby lautet: „Wir brauchen Bandstrom“. Gemeint ist damit eine gleichmässige, rund um die Uhr verfügbare Stromproduktion – so, wie sie klassische Grosskraftwerke liefern. Doch dieses Konzept stammt aus einer Zeit, in der Stromnetze statisch waren, kaum Flexibilität kannten und Strom nur in eine Richtung floss.

Heute stehen wir an einem Wendepunkt: Unsere Stromnetze müssen intelligenter werden – und zwar dringend. Moderne Smart Grids sind in der Lage, fluktuierende Energie aus Sonne, Wind und Wasser zu integrieren. Sie steuern die Stromflüsse dynamisch, binden Speicher ein, verschieben Lasten und vernetzen dezentrale Produzenten. Aber: Diese Systeme sind in der Schweiz und weltweit noch im Aufbau – sie müssen weiterentwickelt und gezielt gefördert werden.

Es braucht also massive Investitionen in die Netzinfrastruktur, nicht in neue Atomkraftwerke. Der Umbau zu einem flexiblen, digitalen Stromnetz ist eine technische und gesellschaftliche Notwendigkeit.

Dezentral ist das neue Stabil

Die Zukunft liegt nicht in wenigen zentralen Grosskraftwerken, sondern in vielen kleinen, lokal verankerten Energiequellen. Sie erhöhen die Versorgungssicherheit, reduzieren Leitungsverluste und stärken die Selbstversorgung von Gemeinden, Unternehmen und Privathaushalten.

Ein dezentrales Energiesystem ist nicht nur demokratischer, sondern auch resilienter: Es ist weniger anfällig für Störungen, Cyberangriffe oder geopolitische Abhängigkeiten.

Wer also weiterhin auf Atomkraft setzt, ignoriert genau diese Entwicklung. Statt offen für die tatsächlichen technologischen Fortschritte zu sein, klammert man sich an ein überholtes Modell – mit dem Argument, es sei „modern“.

Fortschritt braucht Mut zur Veränderung

Die wirklichen Innovationstreiber sind heute jene, die auf eine Kombination aus erneuerbaren Energien, Speichersystemen, Elektromobilität, Wärmepumpen und smarten Netzen setzen. Atomkraft hingegen blockiert Innovationen – sie bindet Ressourcen, schafft langfristige Abhängigkeiten und suggeriert eine trügerische Sicherheit.

Wer also ernsthaft über die Energiezukunft sprechen will, sollte nicht über neue AKWs reden – sondern über neue Ideen, neue Infrastrukturen und den Mut zur Veränderung.

Neue AKWs? Warum Bürgerliche so daran festhalten – und worum’s eigentlich geht

Neue AKWs? Warum Bürgerliche so daran festhalten – und worum’s eigentlich geht

Atomkraft? Wieder im Trend – zumindest bei manchen Politikern. Besonders aus bürgerlichen Reihen kommt der Ruf nach neuen AKWs in der Schweiz. Angeblich, um die Stromversorgung zu sichern. Aber was steckt wirklich dahinter? Spoiler: Es geht weniger um Energie – und mehr um Einfluss, alte Strukturen und das gute Gefühl, alles unter Kontrolle zu haben.

Die Diskussion läuft ja wieder heiss: Stromversorgung, Winterlücke, Versorgungssicherheit. Und plötzlich ist sie wieder da – die alte Leier von den neuen Atomkraftwerken. Besonders aus bürgerlichen Kreisen hört man jetzt: „Wir brauchen neue AKWs!“ Klingt auf den ersten Blick vernünftig. Ist es aber nicht – zumindest nicht, wenn man sich mal genauer anschaut, worum’s da wirklich geht.

Hier fünf Gründe, warum der Ruf nach neuen Reaktoren oft weniger mit Strom und mehr mit Macht zu tun hat:

1. Grosse Kraftwerke – grosse Kontrolle

Ein AKW ist ein Monsterprojekt. Jahrzehntelange Laufzeit, zentrale Steuerung, Milliarden an Investitionen. Genau das ist der Punkt: Wer so ein Kraftwerk baut, sitzt am längeren Hebel. Dezentraler Solarstrom, bei dem jeder Haushalt mitmischen kann? Nicht ganz so attraktiv für die, die bisher den Markt beherrscht haben. Neue AKWs sichern Macht – nicht Strom.

2. Technikglaube aus dem letzten Jahrhundert

Für manche ist ein Atomkraftwerk einfach der Inbegriff von „stabile Energieversorgung“. Riesig, schwer, scheinbar zuverlässig. Solar, Wind und Speicher wirken dagegen kleinteilig und irgendwie unsexy. Dabei ist genau das ihre Stärke: flexibel, skalierbar, nah an den Menschen. Aber das alte Bild vom AKW als technischem Fortschritt hält sich hartnäckig – auch wenn’s längst überholt ist.

3. Unabhängigkeit? Schön wär’s.

Ein beliebtes Argument: „Mit AKWs machen wir uns unabhängig vom Ausland.“ Klingt gut, ist aber nur die halbe Wahrheit. Denn auch Uran wächst nicht in den Alpen – das wird importiert, oft aus Staaten, die alles andere als politisch stabil sind. Echte Unabhängigkeit sieht anders aus – zum Beispiel mit Sonnenstrom vom eigenen Dach.

4. Schön bequem: Probleme auf später verschieben

Ein neues AKW steht nicht einfach so in fünf Jahren da. Realistisch reden wir von 2040 oder später. Bis dahin? Haben wir längst ein anderes Problem. Denn die Stromlücke, vor allem im Winter, kommt jetzt. Wer heute AKWs fordert, verdrängt, dass wir jetzt Lösungen brauchen – nicht erst in 20 Jahren.

5. Dezentralisierung macht nervös

Die Energiewende gibt vielen Menschen Mitsprache. Gemeinden, Genossenschaften, Privathaushalte – plötzlich sind nicht mehr nur die Grossen im Spiel. Genau das sorgt für Nervosität bei denen, die jahrzehntelang das Sagen hatten. AKWs bedeuten: alles wie früher. Erneuerbare bedeuten: ein neues Spiel, mit neuen Regeln. Und das passt nicht jedem.

Fazit

Neue AKWs sind nicht die Antwort – sie sind der Versuch, die Vergangenheit künstlich am Leben zu halten. Die Zukunft ist dezentral, erneuerbar, flexibel. Und sie ist machbar. Aber eben nur, wenn wir uns trauen, alte Denkweisen hinter uns zu lassen. Wer heute noch auf Atomkraft setzt, stellt die Weichen in die falsche Richtung – und riskiert, dass wir am Ziel vorbeifahren.

Teures Prestigeprojekt mit Hindernissen: Finnlands Olkiluoto 3 und die Milliardenfalle im europäischen Atomkraftbau

Teures Prestigeprojekt mit Hindernissen: Finnlands Olkiluoto 3 und die Milliardenfalle im europäischen Atomkraftbau

Das finnische Kernkraftwerk Olkiluoto 3 (OL3) ging 2023 offiziell ans Netz und war eines der größten und zugleich problematischsten Bauprojekte Europas. Hier sind einige wichtige Fakten, insbesondere zu den technischen Herausforderungen und den enormen Kostensteigerungen:

  1. Technische Daten und Typ:
    • OL3 ist ein sogenannter Europäischer Druckwasserreaktor (EPR) mit einer Leistung von rund 1.600 Megawatt.
    • Der Reaktortyp EPR wurde von der französischen Firma Areva entwickelt und soll besonders hohe Sicherheitsstandards bieten.
    • Es handelt sich um das erste Kernkraftwerk in Finnland seit den 1970er Jahren und den weltweit ersten EPR, der in Europa ans Netz ging.
  2. Kostenexplosion:
    • Die ursprünglich geplanten Kosten für OL3 lagen bei etwa 3 Milliarden Euro.
    • Aufgrund zahlreicher Verzögerungen und technischer Herausforderungen stiegen die Gesamtkosten auf rund 11 Milliarden Euro, was einer Kostensteigerung von über 300 % entspricht.
    • Die Finanzierung des Projekts stellte eine enorme Belastung dar, sowohl für die beteiligten Unternehmen als auch für Finnland.
  3. Lange Bauzeit und Verzögerungen:
    • Der Bau begann im Jahr 2005 und sollte ursprünglich 2009 fertiggestellt werden. Stattdessen dauerte es 18 Jahre bis zur Inbetriebnahme im Jahr 2023.
    • Mehrere Verzögerungen waren auf technische und regulatorische Herausforderungen zurückzuführen, sowie auf fehlende Dokumentation und Probleme in der Fertigstellung.
  4. Technische Probleme:
    • Während der Bauphase traten Probleme mit der Qualität der gelieferten Materialien und Komponenten auf, insbesondere bei Schweißarbeiten und Betonarbeiten.
    • Probleme beim Druckbehälter und bei der Instrumentierung führten zu Sicherheitsbedenken und verlangsamten den Bau weiter.
    • Während der Inbetriebnahmephase kam es zu Schwierigkeiten beim Hochfahren des Reaktors, die zusätzliche Zeit erforderten, bevor eine stabile Stromproduktion erreicht wurde.
  5. Rechtliche Auseinandersetzungen und staatliche Rettung von Areva:
    • Wegen der zahlreichen Verzögerungen und der Kostenüberschreitung kam es zu rechtlichen Konflikten zwischen dem Betreiber Teollisuuden Voima Oyj (TVO) und dem Baukonsortium von Areva und Siemens. Nach langwierigen Verhandlungen einigten sich die Parteien 2018 auf eine Entschädigungszahlung von etwa 450 Millionen Euro zugunsten des Betreibers TVO.
    • Die finanziellen Verluste durch OL3 brachten Areva jedoch an den Rand des Zusammenbruchs. Der französische Staat musste das Unternehmen schließlich retten und umfangreich umstrukturieren. Das Reaktorgeschäft wurde an den staatlich kontrollierten Energiekonzern EDF verkauft, während Areva sich auf andere Bereiche der Kernenergie spezialisierte.
Schon fast 50% der Stromeinspeisung in Deutschland durch erneuerbare Energieträger

Schon fast 50% der Stromeinspeisung in Deutschland durch erneuerbare Energieträger

Der Titel der Pressemitteilung von Destatis lautet zwar «17,2 % mehr Kohlestrom als im Vorjahreszeitraum» aber gleichzeitig zeigt es das die erneuerbaren Energieträger 48.5% der gesamten Stromeinspeisung ausmachen.

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/09/PD22_374_43312.html

Kommt jetzt die AKW-Initiative?

Kommt jetzt die AKW-Initiative?

Offenbar will ein Komitee laut Tagesanzeiger, das Bauverbot für neue Atomkraftwerke in der Schweiz kippen. Werfen wir doch einen kurzen Blick nach Finnland auf das AKW Olkiluoto 3 und schauen uns diesen folgenden Abschnitt aus Wikipedia an. Noch Fragen?

Auszug aus Wikipedia:

Bauzeit und Kosten

Block 3 wird in Olkiluoto seit dem 12. August 2005[11] von Areva NP (heute Framatome) und Siemens (konventioneller Kraftwerksteil) errichtet. Es handelt sich um den ersten Reaktor dieses Typs. Der Kaufpreis wurde ursprünglich schlüsselfertig auf etwa 3 Milliarden Euro[12] angesetzt. Bereits im ersten Baujahr kam es jedoch zu erheblichen Verzögerungen. So wurde z. B. beim Herstellen der ersten Fundamente nicht der Spezifikation entsprechender Beton verarbeitet und zusätzliche Nachweise nötig, um die vorgegebene Festigkeit zu garantieren.[13][14]

  • 2008 wurden die Baukosten auf 4,5 Milliarden Euro geschätzt.[15]
  • 2009 wurden die Baukosten auf 5,47 Milliarden Euro geschätzt.[16]
  • Ende 2006 prognostizierte die Betreiberfirma eine Betriebsaufnahme frühestens 2011.
  • Im Oktober 2008 wurde ein Betriebsbeginn im Jahr 2012 angestrebt.[17][18]
  • Die Netzsynchronisation wurde im Juni 2010 für 2013 angestrebt.[19]
  • Im Oktober 2011 wurde der Termin auf 2014 verschoben.[20] Die prognostizierten Baukosten von nunmehr 6,6 Milliarden Euro[21] sind mittlerweile mehr als doppelt so hoch wie die ursprünglich veranschlagten 3 Milliarden Euro.
  • Im Juli 2012 gab die Betreiberfirma bekannt, dass auch 2014 nicht mit einer Fertigstellung gerechnet werden kann. Ein neuer Termin wurde zunächst nicht genannt.[22] Areva gab im Dezember 2012 einen Inbetriebnahmetermin im Jahr 2015 an. Gleichzeitig veranschlagte der Areva-Vertreter die Gesamtkosten mit 8,5 Milliarden Euro.[23]
  • Anfang 2013 wurde erklärt, dass sich die Inbetriebnahme auf 2016 verschieben würde.[24]
  • Anfang 2014 ließ der Areva-Konzern einen Termin verstreichen, an dem die neue Fertigstellungsprognose veröffentlicht werden sollte.[25]
  • Im September 2014 gab Areva bekannt, dass der Reaktor erst Ende 2018 den Betrieb aufnehmen könne.[26]
  • Im April 2015 schrieb die Zeitung Die Welt, dass die Baukosten auf ungefähr neun Milliarden Euro geschätzt werden.[27]
  • Nach dem Ende des Geschäftsjahres 2014 tätigte AREVA Abschreibungen in Höhe von 720 Millionen Euro für das Projekt und verbuchte für 2014 einen Verlust in Höhe von 4,834 Mrd. Euro.[28]
  • Im Dezember 2015 gab der zukünftige Betreiber TVO bekannt, dass die Anlage Ende 2018 in Betrieb gehen solle.[29]
  • Im Mai 2016 berichtete der öffentlich-rechtliche finnische Nachrichtenkanal YLE, dass die Verhandlungen zwischen TVO und Areva über einen Vergleich der Teilung der Mehrkosten abgebrochen wurden: TVO verklagte Areva auf 2,6 Milliarden € Schadensersatz bezüglich der Verspätung – Areva verklagte TVO auf 3,4 Milliarden € der Mehrkosten.[30]
  • Im Juni 2017 wurden erste Kalttests durchgeführt; im Herbst 2017 sollten Warmtests folgen. Die Erteilung der Betriebsbewilligung war für Anfang 2018 geplant.[31]
  • Im Oktober 2017 wurde verkündet, dass sich die Inbetriebnahme um weitere Monate verzögern wird und erst im Mai 2019 stattfinden soll, 10 Jahre später als bei Baubeginn im Jahr 2005 ursprünglich geplant.[32]
  • Im März 2018 einigte sich der Betreiber TVO mit Areva und Siemens auf einen Schadensersatz wegen der Verspätung. Nach Auskunft von TVO bezahlen Areva und Siemens insgesamt 450 Millionen €. Die Entschädigung erhöht sich um weitere 400 Millionen €, wenn das Projekt nicht bis Ende 2019 fertiggestellt wird.[33]
  • Im November 2018 wurde die Inbetriebnahme auf Januar 2020 verschoben.[34]
  • Am 7. März 2019 erhielt der Reaktorblock seine Betriebsgenehmigung von der finnischen Regierung. Nach Stand vom März 2019 sollte im Juni mit dem Laden des ersten Kernbrennstoffs begonnen und im Oktober sollte die erste Netzsynchronisation erfolgen. Ab Anfang 2020 war der kommerzielle Leistungsbetrieb und die Übergabe der Anlage geplant.[35]
  • Am 10. April 2019 wurde das Laden des Brennstoffs auf frühestens Ende August verschoben.[36]
  • Nach dem Zeitplan vom Juli 2019 soll das Laden des Brennstoffs im Januar 2020 beginnen. Die Netzsynchronisation ist für April und der kommerzielle Betrieb für Juli 2020 vorgesehen.[37]
  • Im Dezember 2019 wurde das Laden des Brennstoffs auf den Sommer 2020, die Netzsynchronisation auf November 2020 und der kommerzielle Betrieb auf März 2021 verlegt.[38]
  • Im August 2020 wurde das Laden des Brennstoffs auf März 2021 und die Netzsynchronisation auf Oktober 2021 verlegt. Als Grund wurden sowohl Probleme mit Tests und Ersatzteilen als auch die Covid-19-Pandemie genannt. Die kommerzielle Stromerzeugung wurde für Februar 2022 erwartet.[39][40]
  • Am 26. März 2021 hat die Nuklearaufsicht STUK die Genehmigung zur Beladung mit Brennstoff erteilt. Damit gilt das Kraftwerk als fertiggestellt.[41]
  • Am 23. August 2021 wurde bekannt, dass sich die Inbetriebnahme durch längere Arbeiten an der Turbine verzögert.[42]
  • Am 16. Dezember 2021 hat die STUK den Beginn der Kernreaktion durch einen progressiven Aufstieg der Leistung (5 %, 30 %, 60 %) genehmigt.[43]
  • Am 21. Dezember 2021 erreichte der Reaktor das erste Mal die nukleare Kritikalität (Englisch: first criticality).[44]
  • Am 14. Januar 2022 und 29. Januar 2022 kam es jeweils zu einer Reaktorabschaltung. Stand Anfang Februar 2022 sollte der Reaktor im Juli 2022 regulär Strom erzeugen.[45]
  • Am 12. März 2022 erfolgte die Netzsynchronisation.[46]
  • Stand Juni 2022 soll nach Problemen mit Fremdmaterial in der Turbine der Reaktor bis Ende Juli 2022 repariert werden, bis Dezember 2022 im Testbetrieb laufen und anschließend den kommerziellen Betrieb aufnehmen.[47]
Fukushima – Die Chronik einer Atomkatastrophe | Doku | ARTE

Fukushima – Die Chronik einer Atomkatastrophe | Doku | ARTE

Zehn Jahre danach als Erinnerung an die Atomkatastrophe von Fukushima eine präzise wie erschütternde Rekonstruktion der Ereignisse vom 11. März 2011. Sie zeigt: Unter den gegebenen Umständen damals, mit dieser Anlage am Meer und dem für einen solchen Fall nicht ausreichend geschulten Personal, war eine Katastrophe niemals auszuschließen.

Am 11. März 2011 kam es infolge eines Tsunamis in der Atomanlage nahe der japanischen Stadt Fukushima zu einer folgenschweren Unfallserie, die in einem nuklearen Super-GAU gipfelte. Das größte Rätsel ist bis heute, wie es zu einem Totalausfall der Stromversorgung und infolgedessen zu einer mangelhaften Kühlung der Reaktorkerne und Brennstäbe kommen konnte – mit der bekannten fatalen Kettenreaktion von der Kernschmelze bis zum Freisetzen erheblicher Mengen an Radioaktivität.
Die Dokumentation liefert anhand zahlreicher Simulationen wesentliche Erkenntnisse über diese Vorgänge. Ebenfalls ungeklärt war bisher, inwieweit sich die Arbeiter der Schäden an der Anlage bewusst waren, da sie mit einer völlig unbekannten Situation konfrontiert waren. Interviews mit den zum Zeitpunkt der Havarie diensthabenden Mitarbeitern ermöglichen es, die Ereignisse im Kontrollraum des Kernkraftwerks genau zu rekonstruieren. Anhand von 3D-Computergrafiken, nachgestellten Szenen und Exklusivinterviews versucht die Dokumentation nachzuweisen, dass die tatsächlichen Verhältnisse im Reaktorblock 1 viel gefährlicher waren, als es die Arbeiter in der Kontrollzentrale ahnen konnten.
Zudem wirft die Dokumentation ein Schlaglicht auf bisher selbst von Experten nicht erkannte Schwachstellen von Atomkraftwerken. Diese Erkenntnisse könnten zu einer Neubewertung der nuklearen Sicherheitspolitik führen.

Dokumentation von Steve Burns (Japan 2012, 48 Min)

Fukushima heute: Leben im Katastrophengebiet | Quarks

Fukushima heute: Leben im Katastrophengebiet | Quarks

Die Region Fukushima. 15 Kilometer vom Atomkraftwerk Daiichi entfernt, 10 Jahre nach der Katastrophe scheint wieder alles in Ordnung – zumindest äußerlich. Ein Team von Quarks ist in die ländliche Region gereist – und hat recherchiert: Wie ist die Lage in Fukushima heute?