AKW-Befürworter sind die wahren Technologieverweigerer
Immer wieder hört man von Befürwortern der Atomkraft, man solle „die Scheuklappen vor neuer Technologie ablegen“. Gemeint ist damit der Ruf nach einem Comeback der Atomkraft in der Schweiz. Doch wer genauer hinschaut, merkt schnell: Die vermeintliche Zukunftstechnologie ist ein Relikt der Vergangenheit.
Atomkraft steht für ein zentralisiertes, schwerfälliges System mit hohen Kosten und gravierenden Risiken – ökologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich. Die wirklichen technologischen Innovationen finden heute woanders statt: beim Ausbau erneuerbarer Energien, bei Speicherlösungen und bei der Entwicklung intelligenter Stromnetze.
Bandstrom ist ein Denkfehler aus dem letzten Jahrhundert
Ein beliebtes Argument der AKW-Lobby lautet: „Wir brauchen Bandstrom“. Gemeint ist damit eine gleichmässige, rund um die Uhr verfügbare Stromproduktion – so, wie sie klassische Grosskraftwerke liefern. Doch dieses Konzept stammt aus einer Zeit, in der Stromnetze statisch waren, kaum Flexibilität kannten und Strom nur in eine Richtung floss.
Heute stehen wir an einem Wendepunkt: Unsere Stromnetze müssen intelligenter werden – und zwar dringend. Moderne Smart Grids sind in der Lage, fluktuierende Energie aus Sonne, Wind und Wasser zu integrieren. Sie steuern die Stromflüsse dynamisch, binden Speicher ein, verschieben Lasten und vernetzen dezentrale Produzenten. Aber: Diese Systeme sind in der Schweiz und weltweit noch im Aufbau – sie müssen weiterentwickelt und gezielt gefördert werden.
Es braucht also massive Investitionen in die Netzinfrastruktur, nicht in neue Atomkraftwerke. Der Umbau zu einem flexiblen, digitalen Stromnetz ist eine technische und gesellschaftliche Notwendigkeit.
Dezentral ist das neue Stabil
Die Zukunft liegt nicht in wenigen zentralen Grosskraftwerken, sondern in vielen kleinen, lokal verankerten Energiequellen. Sie erhöhen die Versorgungssicherheit, reduzieren Leitungsverluste und stärken die Selbstversorgung von Gemeinden, Unternehmen und Privathaushalten.
Ein dezentrales Energiesystem ist nicht nur demokratischer, sondern auch resilienter: Es ist weniger anfällig für Störungen, Cyberangriffe oder geopolitische Abhängigkeiten.
Wer also weiterhin auf Atomkraft setzt, ignoriert genau diese Entwicklung. Statt offen für die tatsächlichen technologischen Fortschritte zu sein, klammert man sich an ein überholtes Modell – mit dem Argument, es sei „modern“.
Fortschritt braucht Mut zur Veränderung
Die wirklichen Innovationstreiber sind heute jene, die auf eine Kombination aus erneuerbaren Energien, Speichersystemen, Elektromobilität, Wärmepumpen und smarten Netzen setzen. Atomkraft hingegen blockiert Innovationen – sie bindet Ressourcen, schafft langfristige Abhängigkeiten und suggeriert eine trügerische Sicherheit.
Wer also ernsthaft über die Energiezukunft sprechen will, sollte nicht über neue AKWs reden – sondern über neue Ideen, neue Infrastrukturen und den Mut zur Veränderung.